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fallen, fliegen, fallen

EINE ANLEITUNG


ich falle gerne. ich finde, das ist auch überhaupt nichts schlimmes. das ist ja ganz normal. man fällt und dann steht man wieder auf und im besten falle fällt man danach wieder. ich kenne niemanden, der das nicht macht. 

manchmal vergesse ich zu fallen, dann muss ich mich dran erinnern das wieder mal zu  tun. einfach mal irgendwo reinfallen. am besten mit geräusch, am besten mit so einem ordentlichen plumps. 

was ich meine mit fallen ist, mal irgendwas zu machen, das mich an den körper erinnert. manchmal vergesse ich den körper. der wird dann zu etwas selbstverständlichem. ich meine, natürlich ist er das. wenn wir alle ohne körper wären, wäre das schon ein sehr  seltsames bild. dann wären wir wandelnde luft. und dann würden wir uns auch gar nicht  sehen können. also ich bin schon sehr froh darüber, dass ich dich sehen kann. generell mag ich körper. körper sind toll. man kann mit ihnen ganz wunderbare sachen  machen. fallen, zum beispiel. auch spannend: auf dem boden liegen. einfach so. wenn man gerade lust dazu hat. stell dir vor du gehst zum rewe, und du legst dich dann im  gang irgendwo zwischen müsli und toastscheiben einfach mal so auf den boden und schaust an die decke. macht man nicht, ich weiß. warum eigentlich nicht. überhaupt macht man ja viele sachen nicht. ich hab dann manchmal so eine rasende lust sowas zu machen. wie eben fallen, so den hang runter zum beispiel. ich mag es sachen nicht zu verstehen. ich verstehe doch auch nichts. irgendwie fällt da eine last von einem ab, wenn man das erstmal verstanden hat. dass man’s halt nicht versteht. ich mag komische situationen. und wenn man so drüber nachdenkt, ist ja dann fast alles komisch. auch einkaufen, ohne auf dem boden zu liegen, ist ja irgendwie komisch. ich könnte ewig über  so etwas nachdenken.  

wenn ich bilder mache, versuche ich etwas zu übersetzen. was ich beobachte, fühle.  dann fallen mir ganz viele sachen ein. ich übersetze das in ein bild und vielleicht versteht  man’s oder man versteht’s ganz anders oder vielleicht versteht man’s auch gar nicht.  vielleicht gibt’s da auch überhaupt nichts zu verstehen. das ist die wahrscheinlichste  variante. 

nach oben schauen ist sehr wichtig. manchmal muss ich mich dran erinnern, nach oben  zu schauen. danach ist eigentlich alles immer besser. am besten in den himmel schauen  kann man übrigens, wenn man fällt. weil dann liegt man ja und der blick ist ganz natürlich gen Himmel gerichtet.  

wenn ich bilder mache, dann falle ich auch. ich falle aus dem körper und in den körper zurück. und wenn ich wieder aufstehe, bin ich ganz neu in mir drin. 

ich könnte mir keinen schöneren ort vorstellen.



bird (how to fly)




dialogue with a chair I


duck



telephone (pls don’t call)



household chores pt. I




 OLGA TOMKOWIAK TEXT, BILDER IM TEXT
DORO ADAM
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